Das Leuchtturmprojekt

Auch DHC und Odin machen mit: Kooperation von Sportvereinen an der Graft wächst

Von Simon Lange, Erstveröffentlichung: Mittwoch, 18. Dezember 2024 http://www.haz.de/sport/regional/kooperation-von-sportvereinen-an-der-graft-in-herrenhausen-waechst-IHSRBY7IFRBFVAHODKR5XMGYJU.html

Tief und grau hängt der Himmel über der Graft in Herrenhausen. Auf dem Deich stehen ein paar Männer in dunkler Winterkleidung. Dennoch bringen sie gemeinsam Farbe ins Spiel. Ein Leuchtturmprojekt. Es wächst und strahlt jetzt um die gesamte Graft herum –
und darüber hinaus. Alle fünf Sportvereine am Wassergraben um den Großen Garten in
Herrenhausen ziehen jetzt zusammen an einem Strang, dazu die TSG von 1893 in der
Leinemasch.
Neu dabei sind der DHC und der SV Odin. „Es war immer unser Anliegen, die beiden mit in unsere Kooperation zu kriegen“, sagt Reinhard Schwitzer, Erster Vorsitzender der SG von 1874 Hannover und Mitinitiator der Viererkooperation von 2008. Damals hatten sich 74, der MTV Herrenhausen, TuS Marathon und die TSG für ein bemerkenswertes Projekt zusammengeschlossen. Die Idee dahinter im Kampf gegen die immer schwierigeren Rahmenbedingungen für ehrenamtlich geführte Sportclubs: vier Vereine, ein Beitrag. Ein Mitglied kann bei einem anderen Verein Tennis oder Fußball spielen, wenn die eigenen Plätze belegt sind – ohne mehr zu zahlen, ohne Konkurrenzdenken. Eine gemeinsame Zeitung entstand, die hochwertige „Sport Coop“, gemeinsame Veranstaltungen wurden organisiert. Ende 2022 gab es erste Gespräche darüber, die Kooperation auszubauen und die beiden Nordstädter Vereine DHC und Odin mit ins Boot zu holen. Jetzt ist der Ring um die Graft geschlossen. Die
Ausmaße sind enorm. Mehr als 3000 Mitglieder und 17 Sportarten.
„Ich bin mehr als positiv überrascht, wie gut die Zusammenarbeit funktioniert – ohne große Hürden“, sagt Fabian Görlitz, der beim Stadtsportbund für Kooperation/Fusion zuständig ist und das Projekt begleitet. Er weiß: „In vielen Bereichen in Hannover ist das nicht so. Da ist jeder Verein sein Verein. Hier hingegen ist etwas ganz Besonderes entstanden. In Größe und Qualität“, lobt Görlitz, „hier muss kein Verein seine Souveränität und Identität aufgeben.“
„Es gibt das Gegeneinander nicht mehr, das Konkurrenzdenken wurde von den
Führungsebenen aufgelöst“, bestätigt MTV-Chef Gerold Voigt. DHC-Boss Andreas Leßmann: „Ein Sportverein hat eine immer größer werdende gesellschaftliche Verantwortung. Wir als kleine Vereine können das nicht alleine stemmen. Jetzt können wir alle voneinander profitieren.“
Im Winter spielen Fußballteams auf dem DHC-Kunstrasen, DHC-Mitglieder wiederum spielen Tennis in der 74-Halle. Im Frühjahr findet auf dem DHC-Gelände ein großes Ostercamp statt.
Leßmann glaubt, dass „eine Schwarmintelligenz aller eher Ansätze findet, Probleme zu lösen. Dinge, die woanders gut laufen, sollte jeder andere kopieren und einführen.“ Die
Herausforderungen: Vereine werden immer mehr zu Dienstleistern. Für Eltern, die ihre
Kinder in die Clubs schicken, muss das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen. „Der richtige Umgang mit Werten steht da hintan“, kritisiert Josch, der mit der 1981 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Vereine an der Graft quasi Vorreiter der heutigen Kooperation war.
Alle vier Wochen treffen sich die Clubs, um Themen zu besprechen und zu regeln. „Um zu überleben, müssen wir uns gegenseitig helfen – damit alles erhalten bleibt“, sagt 74-Chef Schwitzer. Nächstes großes Ziel ist eine gemeinsame Geschäftsstelle. „Eine zentrierte Administration, die Geld spart. Das wäre ein Riesenschritt“, glauben Voigt und Schwitzer. Das kann allerdings noch Jahre dauern. Nächstes kurzfristiges Projekt: der gemeinsame Winterlauf um die Graft am 19. Januar.

Wohl ein letztes Mal mit der TSG. Sie hat nur noch rund 100 Mitglieder und steht vor der Auflösung Ende 2025. Das soll am 7. März bei der Jahreshauptversammlung beschlossen werden. Die abgehängte TSG konnte den Schwung der Kooperation nicht für die eigene Zukunft nutzen. Und die anderen Vereine konnten den Club nicht retten.

Hand drauf: Fabian Görlitz vom Stadtsportbund, Manfred Wassmann (Pressesprecher SG 74), Gerold Voigt (Chef MTV Herrenhausen), 74-Boss Reinhard Schwitzer, DHC-Chef Andreas Leßmann, Odin-Projektleiter Horst Josch und TuSMarathon-Chef Christian Münzberg (von links). Die TSG 93 konnte bei dem Termin nicht vertreten sein. Foto: Debbie Jayne Kinsey

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